Auszüge des Aufsatzes “Kalter Krieg reloaded: Wie Deutschland erneut zum Ziel wird” von Christoph Butterwege aus Telepolis vom 28.07.2024:

“Wer sich zu Beginn der 1980er-Jahre als Mitglied der damaligen Friedensbewegung gegen die Stationierung von US-amerikanischen Pershing II und Cruise-Missiles in der Bundesrepublik engagiert hat, fühlt sich derzeit wie in einem über 40 Jahre alten Film.

Obwohl es längst keine Sowjetunion, keinen Warschauer Pakt und keinen Staatssozialismus in Osteuropa mehr gibt, stehen sich auf unserem Kontinent erneut zwei hochgerüstete Lager gegenüber, die offenbar nach militärischer Überlegenheit streben und ihren zum Todfeind erklärten Antipoden am liebsten vernichten würden.

Während die Russische Föderation unter Präsident Putin seit zweieinhalb Jahren einen Angriffskrieg gegen die Ukraine führt, rückt die Nato unter Führung der USA als stärkster Militärmacht der Welt schon länger immer dichter an Russland heran und steigert ihre Rüstungsausgaben momentan in einer Weise, die mit legitimen Verteidigungsanstrengungen nichts mehr zu tun haben.” …..

Nach dem Beschluss über die Stationierung von Pershing II und Cruise-Missiles hatte es über 20 Monate gedauert, bis Hunderttausende am 10. Oktober 1981 auf der Bonner Hofgartenwiese demonstrierten.

Auch damals gab es zunächst das Gefühl der Aussichtslosigkeit, die Angst vor einem Dritten Weltkrieg lähmte viele Menschen und sie fürchteten zwar nicht, als “Putin-Freunde” zu gelten, wurden jedoch als “Moskaus fünfte Kolonne” beschimpft und bekamen immer wieder zu hören: “Geht doch nach drüben.”

Erst nachdem einerseits Details über die Erstschlagfähigkeit der US-Mittelstreckenraketen und Pläne skrupelloser Militärstrategen zur “Enthauptung” der Sowjetunion bekannt geworden waren und sich andererseits Kirchen, Gewerkschaften sowie zahllose Akteure der Zivilgesellschaft mit überzeugenden Argumenten in die westdeutsche Nachrüstungsdebatte eingeschaltet hatten, gewann die hiesige Friedensbewegung an Schwung.

Daher ist Defätismus fehl am Platz und ein Zeitfenster existent, das genutzt werden muss, um die breite Öffentlichkeit zu informieren und die Menschen gegen Kriegsszenarien aller Art zu mobilisieren.”

Hier zum ungekürzten vollen Text bei Telepolis

Bild: Pershing II – Wikimedia commons